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21-2022

17.05.2023

Neues Getreideabkommen unsicher; Bestände in den USA teilweise dürregeschädigt; Insgesamt aber beruhigende Versorgungslage

Der Mai-WASDE überraschte die Weizenhändler am Freitag vor allem in einem Punkt. Die Prognose für die Ernte in den USA liegt mit 45,16 Mio. t deutlich unter den Erwartungen der Analysten, die im Durchschnitt bei 48,69 Mio. t lagen. Angesichts einer erheblichen Ausdehnung der Anbaufläche, hätten die USA eigentlich sogar das Potential gehabt, deutlich mehr als 50 Mio. t Weizen zu dreschen. Doch wegen der seit Jahren angewachsenen Niederschlagsdefizite in den südlichen Plains der USA war schon im Winter klar, dass sich die Erntemenge eher auf dem Niveau des Vorjahres bewegen wird
(44,9 Mio. t).

Kansas leidet unter Trockenheit

Am stärksten betroffen ist der Bundesstaat Kansas, der normalerweise mit 10 Mio. t rund 20 Prozent des gesamten US-Weizens beisteuert. In diesem Jahr ist die Rede davon, dass auf bis zu einem Drittel der Flächen Totalausfälle drohen. Auf den anderen Feldern werden die Erträge weit unter dem Durchschnitt liegen. Kansas könnte deshalb die schlechteste Weizenernte seit mehr als 30 Jahren einfahren. Zuletzt war die Lage vor der Ernte 1989 ähnlich schlecht, als am Ende 5,8 Mio. t gedroschen wurden. Besorgniserregend ist die Lage auch in den Bundesstaaten Texas und Oklahoma. Der Markt wird in der kommenden Woche deshalb die Lage in Kansas im Blick behalten. Dort beginnt am Montag die traditionelle Hard Winter Wheat Quality Tour, bei der bis zum Donnerstag zahlreiche Felder begutachtet werden. Danach werden wir mehr über das Ausmaß der Dürreschäden wissen.

Die Zahlen aus Washington sorgten am Freitag für einen Kurssprung an der Börse in Kansas. Dort wird der in den südlichen Plains angebaute Hard Red Winter gehandelt. Unbestritten ist die Lage in Kansas dramatisch. Die Auswirkungen der Missernte in den südlichen Plains auf die globale Versorgung sind aber dennoch überschaubar.

Insgesamt zeigt sich die globale Weizenversorgung 2023/24 nach dem Studium des Mai-WASDE zwar nicht unbedingt als komfortabel, echte Engpässe sind derzeit aber nicht zu erwarten. Die globale Ernte wird nach Meinung des USDA mit 789 Mio. t ähnlich groß ausfallen wie im Vorjahr. Die globalen Endbestände könnten im kommenden Wirtschaftsjahr zwar im Vorjahresvergleich um 2 Mio. t auf 264,3 Mio. t abschmelzen, Analysten hatten im Durchschnitt aber mit einem stärkeren Rückgang auf 259,7 Mio. t gerechnet.

IGC und FAO erwarten höhere Endbestände für Weizen

Im Vergleich zu anderen Institutionen ist das USDA dabei pessimistischer. Der Internationale Getreiderat IGC sieht 2023/24 Endbestände von 277 Mio. t. Die Welternährungsorganisation FAO hat zwar für das kommende Wirtschaftsjahr noch keine Prognosen vorgelegt, erwartet aber für Ende 2022/23 mit 309,7 Mio. t, eine deutlich größere Menge als das USDA (266,3 Mio. t). Die Experten in Rom sehen deshalb aktuell eine „relativ komfortable“ Versorgungslage. Die aktuellen Voraussagen für die Ernte 2023 auf der Nordhalbkugel setzen einen normalen Witterungsverlauf voraus. Deshalb sind alle Prognosen nur Momentaufnahmen und Veränderungen nach oben genauso möglich wie nach unten.

Zum Beginn der neuen Handelswoche rücken die Gespräche um das auslaufende Getreideabkommen wieder in den Fokus. Analysten sind sich über den weiteren Verlauf uneinig, da bisher keine maßgeblichen Ergebnisse erzielt werden konnten und die Gespräche stocken. Am Donnerstag läuft der aktuelle Vertrag aus und nachdem die bisherigen Verhandlungen scheiterten, wurde noch kein neuer Termin angesetzt.

Die Märkte zumindest reagierten Anfang der Woche mit einer entsprechenden Risikoprämie.

Mais

Die Termine für die neue Ernte verbuchten am letzten Freitag an der CBoT Verluste, nachdem das USDA den Mai-WASDE veröffentlicht hatte. Darin rechnen die Experten in den USA mit einer Rekordernte von 387,75 Mio. t. Die globalen Endbestände 2023/24 sollen gegenüber dem Vorjahr um 15,5 Mio. t auf 312,90 Mio. t steigen. Die durchschnittlichen Analystenerwartungen lagen bei 307,47 Mio t. Die Prognose für die brasilianische Ernte 2022/23 wurde vom USDA um 5 Mio. t auf 130 Mio. t angehoben. Für die argentinische Ernte werden unverändert 37 Mio. t eingeplant.

Raps

Die globale Rapsernte 2023/24 sieht das USDA mit 87 Mio. t auf dem Vorjahresniveau. Die Ernteprognose für die EU steht bei 20,5 Mio. t, das wäre 1 Mio. t mehr als 2022. Den Verbrauch an Rapssaat in der EU setzt das USDA mit 25,3 Mio. t an (Vj: 24,8 Mio. t). Die Importe der EU könnten 2023/24 gegenüber dem Vorjahr um 1,15 Mio. t auf 5,55 Mio t schrumpfen. Die EU-Endbestände 2022/23 sieht das USDA bei 1,74 Mio. t, das ist mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Bis Ende 2023/24 wird ein weiterer Anstieg auf 1,91 Mio. t erwartet.

Soja

Die globale Sojabohnenerzeugung wird nach Ansicht des USDA stark ansteigen. In den USA dürfte die Produktion auf knapp 123 Mio. tosteigen, für Brasilien erwartet das USDA sogar eine Steigerung auf 163 Mio. to. Damit könnten die Bestände zum Ende des kommenden Wirtschaftsjahrs um gut 20% auf 122,5 Mio. to ansteigen. In den USA werden die Bestände von voraussichtlich aktuell
5,86 Mio. to auf dann 9,11 Mio. to steigen.

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