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42-2023

08.11.2023

Getreide

Der Start in die Woche: Weizen kämpft weiter mit den Bären

Nach den deutlichen Verlusten in der Woche bis zum 27. Oktober konnte sich der europäische Weizenmarkt trotz eines festeren Euros in der vergangenen Woche leicht erholen. Verbessert haben sich die Aussichten für Raps.

Der Weizenhandel an der Euronext konnte Dank der Gewinne vom Freitag in der Wochenbilanz ein kleines Plus verbuchen. Eine Trendwende ist damit nicht eingeleitet, aber immerhin konnte sich Weizen auf dem zuletzt gesunkenen Niveau stabilisieren. Dies ist umso bemerkenswerter, weil sich die Position für europäischen Weizen auf dem Weltmarkt wegen des festeren Euros verschlechterte. Der Referenzkurs für die Gemeinschaftswährung stieg am Freitag auf 1,0702 USD, das war der höchste Stand seit dem 20. September.

Am Weizenmarkt gibt es weiter bullische und bärische Signale, die Prognosen für die Kursentwicklung schwierig machen. Auf der bärischen Seite steht das große Angebot vom Schwarzen Meer und auch die am Ende doch überraschend große Ernte in den USA. Auf der anderen Seite besteht weiter Unsicherheit über die Ernten in Australien und Argentinien. Für Argentinien wurden die Ernteprognosen in der vergangenen Woche erneut gekürzt, sodass die neue Ernte nur noch knapp über dem sehr schlechten Ergebnis der dürrebedingt katastrophal ausgefallenen Ernte 2022/23 liegen wird.

In Europa wird dagegen der Fortschritt bei der Aussaat von Winterweizen beobachtet. In Frankreich, dem größten EU-Produzenten, verzögern Regenfälle die Feldbestellung, berichtete FranceAgriMer. In anderen EU-Mitgliedsstaaten veröffentlichen die Behörden keine wöchentlichen Zahlen zum Fortschritt der Aussaat. Es ist aber davon auszugehen, dass es auch in einigen anderen Ländern, wie Polen und der Slowakei zu Problemen kommt, denn auch dort fiel ab Mitte Oktober überdurchschnittlich viel Regen. Sollten die Aussaatprobleme am Ende zu einer Reduzierung der Winterweizenfläche führen, könnte das die Preise stützen. Aktuell bleibt noch Zeit, die Aussaat fortzusetzten. Wenn am Ende die erwartete Fläche erreicht wird, wären die Niederschläge allerdings ein klar bärischer Faktor, denn sie füllen die Wasserreserven im Boden auf.

Preisstützend wirkt auch die Situation im ukrainischen Getreidekorridor. Russland versucht offenbar durch Drohgebärden Reedereien davon abzuhalten ukrainische Häfen anzulaufen. Dies legen zumindest Berichte über den Abwurf von Seeminen und anderen Sprengkörpern in dem von den Frachtern genutzten Seegebiet nahe. Dennoch wird die Route weiter genutzt, auch wenn das Transportvolumen deutlich kleiner ist als vor einem Jahr.

Als potentiell bullische Faktoren bleiben die Hoffnungen auf Weizenexporte nach China und Indien. Während China schon kräftig auf Einkaufstour war, spekulieren Händler weiter darüber, ob auch Indien gezwungen sein wird, Versorgungslücken durch Einfuhren zu schließen. Wir groß die chinesischen Weizenimporte 2023/24 sein werden, lässt sich derzeit kaum vorhersagen. Das USDA wird dazu im November-WASDE, der am Donnerstag veröffentlicht wird, eine aktualisierte Einschätzung abgeben. In Indien werden Importe bisher durch die hohen Einfuhrzölle verhindert. Die Preise auf dem Inlandsmarkt sind weiter gestiegen und erreichten in der vergangenen Woche ein Acht-Monats-Hoch. Bisher versucht die Regierung die Lage durch die Freigabe von nationalen Reserven zu beruhigen. Angesichts sinkender Vorräte kann diese Strategie nicht endlos fortgesetzt werden. Eine große Ernte könnte die Lage entspannen. Doch mit Blick auf die aktuell starken El-Nino-Wetterlage, die für Indien überdurchschnittliche Temperaturen bedeutet, sind die Voraussetzung für Spitzenerträge derzeit eher schlecht.

Ölsaaten

El Nino hat die Preisaussichten für den Rapsmarkt verbessert. Überdurchschnittliche Temperaturen und unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen werden sich negativ auf die Palmölproduktion in Südostasien auswirken. In Teilen Brasiliens behindert Trockenheit die Aussaat von Sojabohnen. Ob es dadurch am Ende in Südamerika tatsächlich zu größeren Ertragsverlusten bei Sojabohnen kommt, muss aber abgewartet werden. El Nino könnte sich in anderen Regionen Brasiliens und Argentiniens allerdings positiv auswirken, wodurch mögliche Einbußen kompensiert werden könnten.

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