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43-2023

16.11.2023

Getreide

Der Weizenmarkt reagiert noch nicht auf die Probleme bei der Aussaat in Frankreich. Der Getreideumschlag läuft in den Häfen bei Odessa weiter. WASDE-Report brachte keine wesentlichen Neuerungen.

An der Euronext verabschiedeten sich die Weizen-Futures mit Verlusten in das Wochenende. Der Frontmonat Dezember gab um 1 EUR auf 232,25 EUR/t nach und verbuchte so einen Wochenverlust von 1,25 EUR (0,5%).

Die Prognose für die russische Weizenernte im WASDE-Report vom Donnerstag trübte am Freitag die Stimmung im europäischen Weizenhandel. Das USDA erwartet nun eine Erntemenge von 90 Mio t, das sind 5 Mio t mehr als im Oktoberbericht. Damit nähern sich die Experten in Washington der Marktmeinung an, die in Russland eher eine Ernte von knapp über 90 Mio t erwartet. Einigkeit herrscht im Markt darüber, dass Russland bis zur Ernte 2024 das Exporttempo hochhalten kann. Interessant ist, dass das USDA die russischen Weizenexporte 2023/24 unverändert bei 50 Mio t sieht. Um 2 Mio t auf 20 Mio t wurde dagegen der Verbrauch von Futterweizen angehoben. Die russischen Endbestände steigen um 3 Mio t auf knapp 12 Mio t.

Der Treffer einer russischen Rakete in einem liberianischen Frachtschiff am Mittwoch hatte offenbar keine Folgen für den Schiffsverkehr auf der von der Ukraine im August eingerichteten alternativen Route. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg haben die Frachtraten wieder das vorherige Niveau erreicht. Die Tiefwasserhäfen rund um Odessa werden weiter angefahren und beladene Schiffe laufen aus.

Sorge bereiten die Niederschläge in Frankreich. Das fast ununterbrochene nasse Wetter der letzten Wochen hat die Getreideaussaat in vielen Teilen Frankreichs praktisch zum Erliegen gebracht. FranceAgriMer meldete am Freitag gegenüber der Vorwoche einen Fortschritt von sechs Prozentpunkten auf 67% der erwarteten Fläche. Normal wäre ein wöchentlicher Fortschritt von rund 20 Prozent. Der fünfjährige Durchschnitt für die Aussaat liegt zu diesem Zeitpunkt bei 83%. In Nordfrankreich haben schwere Regenfälle dazu geführt, dass lokale Flüsse über die Ufer getreten sind und Häuser und Felder überflutet haben.

Auch die Aussaat von Wintergerste verzögert sich wegen anhaltender Regenfälle. 81% bedeuten gegenüber der Vorwoche ein Plus von fünf Prozentpunkten. Der Fünfjahresdurchschnitt wird um zehn Prozentpunkte unterschritten. Der Zustand der Wintergestenbestände hat sich verschlechtert. Vor einer Woche wurden 97% der Flächen mit gut und exzellent bewertet, nun sind es nur noch 91%.

Im WASDE-Report von letztem Donnerstag wurde neben einer Erhöhung der russischen Ernte die weltweite Weizenproduktion leicht gesenkt. Kürzungen bei Verbrauch und Handel führten aber dennoch zu einer etwas höheren Schätzung der weltweiten Endbestände 2023/2024. Die argentinische und kasachische Ernte wurde gesenkt, die australische Ernte wurde unverändert belassen.

Die Prognose für die indische Weizenernte wurde um 3 Mio t auf 110,5 Mio t gesenkt. Für die Weizenimporte werden dennoch unverändert nur 100.000t angesetzt. Als Käufer auf dem Weltmarkt würde Indien nur dann eine Rolle spielen, wenn die Regierung die hohen Importsteuern senkt. Bisher gibt es keine Anzeichen für eine solche Entscheidung. Die gestiegenen Weizenpreise auf dem indischen Markt setzten die Regierung aber unter Druck. Bisher wurde der Preisanstieg durch die Freigabe staatlicher Reserven gedämpft. Angesichts sinkender Weizenvorräte lässt sich diese Strategie aber nicht endlos fortsetzen.

Um 1 Mio t auf 12 Mio t angehoben wurden vom USDA die Weizenimporte Chinas. Das Plus wird durch Kürzungen in Nordafrika und Südostasien aber ausgeglichen. Trotz einer Anhebung der russischen Ernte um 5 Mio t auf 90 Mio t bleib die Exportprognose für Russland unverändert bei 50 Mio t. Wie sich die Weizennachfrage auf dem Weltmarkt entwickelt, wird auch von der globalen Konjunkturentwicklung abhängen, die angesichts der zahlreichen Krisenherde beeinträchtigt werden könnte.

 

Ölsaaten

Das USDA erhöhte im WASDE-Report die Prognose für die Sojabohnenproduktion in den USA, was vom Markt erwartet worden war. Dadurch wurde auch die globale Produktion leicht angehoben. Gesenkt wurde die Schätzung der Endbestände 2022/23, was auch zu etwas niedrigeren Endbeständen 2023/24 führte, die sich historisch betrachtet aber weiter auf einem Rekordniveau bewegen.

Belastet wurde der Markt auch von einer Ernteprognose aus Brasilien. Die Agrarbehörde CONAB sieht die Sojaproduktion um 400.000t höher bei nun 162,42 Mio t. CONAB erhöhte auch die Flächenprognose auf 45,295 Mio ha, was einem Anstieg von 2,8% gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

In Argentinien hat die Sojabohnenaussaat zwar verspätet, aber unter günstigen Bedingungen begonnen. 6,1% der vorgesehenen Flächen seien bestellt, teilte die Getreidebörse in Buenos Aires am Donnerstag mit. Das Tempo ist damit um 13 Prozentpunkte langsamer als im fünfjährigen Durchschnitt. Der Börse zufolge kamen die jüngsten Niederschläge für Felder, die ursprünglich für andere Kulturen wie Mais und Sonnenblumen vorgesehen waren zu spät, sodass dort nun Sojabohnen angepflanzt werden. Deshalb wird erwartet, dass sie argentinische Sojafläche größer ausfallen könnte als die aktuell prognostizierten 17,1 Mio ha, so die Börse weiter.

Das USDA hob im WASDE-Report die Prognose für die US-Maisernte um 4,3 Mio t auf einen Rekordwert von 386,97 Mio t an. Die Menge lag im oberen Bereich der Analystenerwartungen. Die Korrektur führte zu einer Anhebung der Endbestände in den USA und weltweit. Die Prognose für die globalen Endbestände stieg um 2,6 Mio t auf 315 Mio t, was oberhalb der Analystenerwartungen lag. Angehoben wurden die Ernteprognosen auch für die Ukraine und Russland, sodass die globale Maiserzeugung gegenüber dem Oktober-WASDE um 6,3 Mio t auf 1.220,79 Mio t steigt.

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